SelfieFotografen

Streetfotografie von Andreas Maria Schäfer

Das Genre der Streetfotografie gehört zu den letzten Bastionen der humanistischen Fotografie. Ernsthafte Streetfotografinnen und Streetfofografen befinden sich mit ihrer Haltung in der Nähe der journalistischen Arbeit mit dem Anspruch auch aktuelle Alltagssituationen zeithistorisch zu dokumentieren. Dadurch entstehen Zeitdokumente, welche später einmal beispielhaft die Lebensgewohnheiten heutiger Zeitgenossen in der Rückschau lebendig machen können.

So ist es nicht verwunderlich, wenn sie dabei immer wieder auf neue Phänomene des menschlichen Lebens stoßen. Der moderne Mensch ist heute im Alltag, wie auf Reisen selten ohne seine Fotokamera unterwegs. Zumindest verfügt er in seinem Smartphone über eine solche. Nicht nur, dass alles festgehalten wird was ihm vor die Linse kommt (hierbei nähert er sich sogar unbewusst dem Genre der Streetfotografie) nein er lebt auch die an der Grenze des Narzissmus kratzende Selbstdarstellung. Ganz konzentriert sich im besten Licht medial abzubilden und seinen Followern zu zeigen was er so alles erlebt, nimmt er wenig von seiner weiteren Umwelt war.

In dieser Ausstellung werden nun Arbeiten gezeigt, welche den medienaffinen Menschen als SelfieFotografen eingefangen haben, um diesen dem Betrachter zu zeigen, welcher nicht zu seinen Followern gehört. Damit wird eine Ausweitung der von ihm selbst „gewollten“ Veröffentlichung auch in die nicht virtuelle Welt hinein ermöglicht. Der Betrachter kann dabei durch die Sicht des Streetfotografen eintauchen in die Geschichte die der SelfieFotograf erzählen möchte, überlässt ihm aber durch den Blickwinkel von außen die Möglichkeit seine eigene Geschichte im Bild zu finden. Die Besonderheit des dabei wirksam werdenden Trialogs zwischen Model-Fotograf-Betrachter erfährt eine zusätzliche Metaebene, da das Model ebenfalls gleichzeitig als Fotograf und Model für sich selbst agiert.