Motivraum, Modus Operandi und Motivation
von Gastfotograf Mark Preier
Urban Underdogs
„Schön zu sein liegt nicht an der Art, wie du dich kleidest, oder an den Pigmenten, die du in dein Gesicht gibst. Schön sein heißt einfach sein.“ – Galileo Galilei
Aufgrund der massiven Informationsflut, der wir tagtäglich ausgesetzt sind, filtern wir zunehmend alltägliche oder flüchtige Eindrücke aus unserer Wahrnehmung heraus – besonders in der (Groß)Stadt. Insofern betrachte ich meine Fotografien als Anti-Filter, welche die oftmals übersehenen Details unseres Alltags in ihren spezifischen Farben, Linienführungen, Texturen und unterschiedlichen Stadien des Zerfalls aufzeigen. Im Zentrum des Schaffens steht der Wunsch, die uns umgebenden alltäglichen Fassaden und Objekte in ihrer unverfälschten, aber vergänglichen, Schönheit wiederzugeben.
Meine Werke feiern insbesondere die „Underdogs“ des städtischen Lebens: entsorgte Regenschirme, sich zersetzende Zeitungen, abgenutzte Vorhänge, rissige Wände, fleckige Werkstattböden… Der Putz und das Mauerwerk, die unsere zivilisierte Welt zusammenhalten, haben etwas Tiefgründiges – sowohl im Hinblick auf den Dienst, den diese Objekte uns Menschen erweisen, als auch hinsichtlich der stillen, stets klaglosen Würde, mit der sie ihre unsichtbare tägliche Arbeit verrichten.
Modus Operandi: Destillation
„Bei der Destillation handelt es sich um einen Prozess zur Trennung der Komponenten oder Stoffe eines Gemisches, um die Konzentration ausgewählter Komponenten im Gemisch zu erhöhen. Die Destillation umfasst mehrere sich wiederholende Schritte, welche dazu dienen, Verunreinigungen zu entfernen.“ – Wikipedia
Getreu dieser Definition erkunde ich auf der Suche nach Motiven vertraute urbane Umgebungen. Diese wiederkehrenden Spaziergänge dienen als „visueller Reinigungsprozess“, um störende Schichten nach und nach abzutragen und auf diese Weise das schlussendliche Motiv freizulegen.
Auch die fotografisch festgehaltenen Szenen sind das Resultat natürlicher Vorgänge, die einem Destillat gleichen: Prozesse wie Oxidation, Abrieb und die Einwirkung von Hitze und Kälte verändern allmählich die Oberfläche und Textur von Objekten. Im Zuge dieser natürlichen Destillation tritt ihr wahrer Kern zum Vorschein.
Meine Werke sind somit Momentaufnahmen einer sich ständig wandelnden urbanen Landschaft.
Motivation
„These are the voyages of the starship Enterprise. Its continuing mission: to explore strange new worlds; to seek out new life and new civilizations; to boldly go where no one has gone before!“ – Star Trek: The Next Generation
Inspiration für meine Fotografie schöpfe ich aus der Lust am Entdecken, gleich einem Archäologen, Astronomen oder Astronauten, der sich unerforschten Welten mit Schaufel und Pinsel, am Fernrohr oder im Raumschiff annähert.