eat & drink – on street

Aufnahmen von Andreas-Maria Schäfer

Das Genre der Streetfotografie  gehört zu den letzten Bastionen der humanistischen Fotografie. Ernsthafte Streetfotografinnen und Streetfotografen  befinden sich mit ihrer Haltung in der Nähe der journalistischen Arbeit mit dem Anspruch auch aktuelle Alltagssituationen zeithistorisch zu erhalten. Dadurch entstehen Zeitdokumente, welche später einmal beispielhaft die Lebensgewohnheiten heutiger Zeitgenossen in der Rückschau lebendig machen können.

So ist es nicht verwunderlich, wenn sie dabei mit ihrem geschulten Auge immer wieder im öffentlichen Raum auf Alltagsphänomene des menschlichen Lebens stoßen. Der moderne Mensch hat heute noch selten die Möglichkeit ausreichend Zeit seiner Ernährung zu widmen. Dies verführt ihn dazu, mal eben schnell was auf die Hand zu nehmen und damit durch die Straßen und über Plätze zu spazieren, möglichst parallel dazu noch per Smartphone Kontakt mit der globalen Welt haltend! Das vielfältige Angebot an Coffee-Togo-Shops, Imbiss- und Dönerbuden, Steh- und Straßencafés, Eis- und Hot Dog-Ständen bricht schnell den Willen nach langsamen Genuss. Auch die unzählige Masse an Festen, die uns durch das ganze Jahr umwerben, sind gespickt mit einer Vielzahl Trink- und Fressbuden, ja oft sind sie sogar das Einzige was noch auf einem Fest angeboten wird. Dass der sich öffentlich „ernährende“ Mensch dabei natürlich offenen Mundes, mit saugenden Lippen oder gefüllten Backen ein hervorragendes Fotomotiv ist merkt er gar nicht, da er sich scheinbar unbeobachtet fühlt und sich je nach erlernten „Tischsitten“ vollkommen offen und frei der Welt darstellend zeigt.

In dieser Ausstellung werden nun Arbeiten gezeigt, welche diese Spezies Mensch zeigen. Dabei wird davon ausgegangen, dass die meisten von uns – wie der Fotograf natürlich auch selbst – sich schon in ähnlichen Situationen befunden und präsentiert haben. Und so kann der Betrachter beim Eintauchen in diese erzählenden Bilderwelten, sich selbst reflektierend wahrnehmen und sich sein öffentliches Auftreten bewusst machen. Die Besonderheit des dabei wirksam werdenden Trialogs zwischen Model-Fotograf-Betrachter wird je nach eigenen Geruchs- und Geschmackerlebnissen noch durch die abgebildeten Speisen und Getränke intensiv unterstützt.